Gedankensplitter

Gedankensplitter im Sommer 2010,
abgekupfert von meinem Lieblings-Liedermacher

Ja, was soll man/frau noch sagen zu Krieg, zu Krise, Verblödung und dem schleichenden Gespenst des entfesselten Kapitalismus?

Weil es andere viel besser können als ich, und weil andere mir seit vielen Jahren aus der Seele sprechen, wie zum Beispiel der Liedermacher Konstantin Wecker, deshalb möchte ich Ihnen/euch (hoffentlich mit seiner Erlaubnis!) das folgende Gedicht bzw. Lied näher bringen.

Hannes Wader und Konstantin Wecker waren in den letzten Wochen gemeinsam auf Tour, der Leidenschaftliche und der Kühle, ein ungleiches, ein passendes Paar. Wunderbar. Und sie singen für die, die noch immer träumen von einer gerechten Welt und spinnen, weil sie träumen, aber auch für die, die resigniert haben und solche, die erst wach geworden sind.

Was keiner wagt

„Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt, das sagt heraus.

Was keiner denkt, das wagt zu denken.
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner Ja sagt, sollt ihrs sagen.
Wenn keiner Nein sagt, sagt doch Nein.

Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken.
Wo alle spotten, spottet nicht.

Wenn alle geizen, wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist, macht Licht.“


Zitiert nach Wecker/Wader-CD von 2010: „Kein Ende in Sicht“

So einfach ist das. Und so schwer zu tun, wenn wir uns umsehen.

Gedankensplitter im April und Mai 2010

Statt Gedankensplittern habe ich in letzter Zeit meine Gedanken in Gedichtform aufgeschrieben. Ich nenne sie zuweilen Gedichtgedanken oder Gedankengedichte, wie auch immer. Freunde und Bekannte haben mich ermutigt, sie mal zu "veröffentlichen".

Es sind Stichworte wie: gewalttätige Priester, Krieg, Ungerechtigkeit, vereinigte Meinungsmache (z.B. gegen die Griechen oder die Armen dieser Welt), Selbstgerechtigkeit und Arroganz der Mächtigen, Verblödung und Verödung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die mich umtreiben.

Der alltägliche und nächtliche Wahnsinn vor und hinter den Kulissen der Macht ist ja kaum noch in Worte zu fassen, ist ja kaum noch zu ertragen. Mich macht es zwischendurch geradezu sprachlos, obwohl natürlich die Worte, die Gefühle da sind und Gedanken manchmal wie Blitze durch Mark und Bein fahren.

Wo sind die Hoffnungsschimmer, wo die Hoffnungsträger? Obama ist eine einzige Enttäuschung: bei so hohen Erwartungen kein Wunder; die "Schwarz-Gelben" dieser Welt (Berlusconimerkelsarkozyetc.): unfähig und satt. Vielleicht findet die Veränderung woanders statt, in Bolivien, in Venezuela. Auf dem alternativen Klimagipfel hieß es: "Planeta o muerte" ("Mutter Erde oder Tod")! Liegt dort die Hoffnung auch für den "Westen"?

Hier also ein paar meiner "Gedankengedichte" für Menschen, die sich nicht immer auf der Überholspur des Lebens befinden.

Frühling 2010
Deutschland/Afghanistan


Die Blüten, sie schweben
zur Wiese ins Meeresgrün
ich spüre sie
weiß und wunderschön.
Am Hindukusch
fallen die Bomben vom Himmel
Granatenblüten
beenden das Leben.


Aschewolke

Stille über dem Himmel
Asche auf mein Haupt
die Flugsaurier
wollen
nicht sterben
die Natur gibt Laut.


Würdenträger

Prügelnde Priester
Mixa, der klaut
heilige Milchbübchen
jeglicher Menschlichkeit
und
Würde beraubt.


Wut

Es ist kaum zu fassen
sie können`s nicht lassen
unsere Welt insolvent
und sie gehen fremd.


Liebesgedicht im April

Ich möcht nicht mehr reden
will nur noch spür‘n
Worte verletzen
Worte zerstören.
Das Blut in den Adern
es fließt in mir drin
das Herz füllt die Liebe,
das ist der Sinn.
Wange an Wange
Auge in Aug‘
wir liegen ganz nah
lass es uns tun
diese Sehnsucht ist wahr.


Warum?

Was will die Welt
gerad von mir
lass mich in Ruh - was willst du mehr.
Hormone, der Wechsel,
das Ganze hier
gerät aus den Fugen,
die Fugen sind dicht
atme hindurch, dass die Mauer bricht.


Optimist und Pessimist

Hier stimmt was nicht
im Staate D.
denk ich daran
dann tuts nur weh…

Das Glas halbvoll
das Glas halbleer
der Optimist,
er kann nicht mehr.

Der Pessimist, er grüßt
was ist
hatt‘ ich nicht recht
ich Pessimist? (Ätsch!)


Errare humanum (non) est

Die Griechen sind schuld
die Moslems, die Juden
die Türken, die Anderen
die Denkenden: WIR.

Zynismus, der wächst
die Kälte nimmt zu
der Reiche wird reicher
und raus bist DU.

Ich bin schon müde
mich geht’s nicht mehr an (?)
die Welt außer Atem
hängt jemand dran?



Zum Schluss noch ein Zitat des bekannten Hollywoodregisseurs Sean Penn, das ich gefunden habe und Vieles auf den Punkt bringt:

"Wissen Sie, was ich glaube? Dass wir in eine Welt hineingeboren werden, in der sich niemand die Zeit nimmt, der zu werden, der er ist. Und all diese Menschen, die nicht sie selbst sind, verletzen die wenigen Menschen, die sich diese Zeit nehmen."

Gedankensplitter zum Neuen Jahr 2010

Das Jahr ist zwar bereits 2 Wochen alt, dennoch möchte ich allen LeserInnen meiner Gedanken(splitter) etwas mit auf den Weg für das neue Jahr geben, was ich kürzlich gefunden habe.

Die Mutter von Johann Wolfgang von Goethe, Katharina Elisabeth, hat einmal Folgendes zum Neuen Jahr geschrieben:

„Man nehme 12 Monate,
putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und
zerlege sie in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat für ein Jahr reicht.

Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus
1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor.
Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt.

Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner
Aufmerksamkeiten und serviere es täglich
mit Heiterkeit.“

Katharina Elisabeth Goethe (1731-1808)


In diesem Sinne: Alles Gute und Liebe für das neue Jahre 2010!

Mein persönlicher 9. November - 2009

Ja, auch ich bin am 9. November geboren: Wie so viele, die in den letzten Wochen über „ihren“ 9.November schreiben und berichten: in der Frankfurter Rundschau, dem Spiegel, im Focus, im Fernsehen, etc.

Gemeint ist allerdings immer „nur“ der 9.11.1989, der Mauerfall. Am 9.11. war aber noch mehr, was die deutsche Geschichte mindestens genauso bestimmt hat:

  • Am 9. November 1918 war die Novemberrevolution in Deutschland, die das Kaiserreich hinwegfegte, den ersten Weltkrieg beendete und die Weimarer Republik (1918 – 1933)begründete.
  • Am 9.November 1938 war die Reichspogromnacht (im Nazijargon Reichskristallnacht) der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung und deren Geschäfte.
  • Am 9. November 1989 fiel nicht „nur“ die Mauer, es fiel ein ganzes Land, ein anderes Deutschland: die DDR.
Alle drei (!) Daten gehören zu „meinem“ persönlichen 9.November!

Historische Daten, folgenreiche Daten: für mich hängen sie sehr eng zusammen. Vielleicht kann man das heutige Deutschland gar nicht verstehen, wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt und wirklich begreift.
Es ist noch kein demokratisches Deutschland vom Himmel gefallen, weder 1989 noch 1945 noch 1918.

1938 – Reichspogromnacht der Nazis

In den 70-er/Anfang 80-er Jahren habe ich jahrelang an meinem Geburtstag gar nicht gefeiert, sondern war mit vielen anderen auf der Straße, um an die Reichspogromnacht 1938 zu erinnern. 1938 war die Macht der Nazis auf dem Höhepunkt, jeglicher Widerstand gebrochen, die „Endlösung“ der Judenfrage beschlossene Sache, und der Zweite Weltkrieg (1939-1945) stand vor der Tür.

Die folgende Aussage von Pastor Martin Niemöller, der als Bekennender Christ schließlich auch von den Nazis verfolgt und eingesperrt wurde, hat mich schon in meiner Jugendzeit sehr beeindruckt und nachhaltig geprägt:
  • „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist;
  • Als die Nazis die Sozialdemokraten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat;
  • Als die Nazis die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter;
  • als die Nazis die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude;
  • als die Nazis Katholiken holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Katholik;
  • als die Nazis mich holten, war niemand mehr da, der hätte protestieren können.“
„Nie wieder Faschismus- Nie wieder Krieg“, das war die Losung der Überlebenden von Auschwitz, Treblinka und Buchenwald nach 1945.
Als wir jungen Leute in den 60-ern und 70-ern jeweils am 9. November daran erinnerten, gab es noch keine offiziellen Gedenkfeiern von Politikern und Reden von Bundespräsidenten oder gar Demonstrationen wie heute: es war die Zeit des vornehmen Totschweigens dieses „dunklen Kapitels“ deutscher Geschichte. Man wollte die Zusammenhänge von kapitalistischer Wirtschaftskrise, rechten Gewaltideologien und Faschismus nicht sehen. Will man sie heute sehen?

1918 – eine gescheiterte Revolution?

Und 1918? Was ist übrig geblieben von der Revolution der Arbeiter– und Soldatenräte? Immerhin haben sie die Monarchie abgeschafft. Aber welche Hypothek hatte die Weimarer Republik bei ihrer Gründung? Am Anfang waren die politischen Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, den beiden prominentesten Arbeiterführern der KPD. Rechte Milizen haben sie im Auftrag des Geheimdienstes erschossen und in den Landwehrkanal geworfen.

Waren Hitler und der Faschismus auch eine Folge der möglicherweise nicht so richtig gewollten Demokratie? Welche Demokratie war denn die „richtige“?

Damals gab es die Chance auf ein „einig Vaterland“ in einer „Rätedemokratie“(= direkte Volksherrschaft): diese Räterepublik rief Karl Liebknecht aus. „Entschieden“ wurde sich für die parlamentarische Demokratie (= indirekte oder stellvertretende Volksherrschaft): diese rief Philip Scheidemann (SPD) im Berliner Lustgarten aus.

Zwei mögliche Anfänge, zwei Morde, ein Ausgang. War diese Weimarer Demokratie zum Scheitern verurteilt?

Es gab zwar plebiszitäre Elemente in der Weimarer Verfassung (z.B. Volksentscheide), die Weimarer Republik änderte jedoch nichts an den Eigentumsverhältnissen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Diese aber wollten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht überwinden. Dafür mussten sie sterben. Kein guter Anfang für eine Demokratie.

Während meines Studiums habe ich mich immer wieder mit diesen Fragen beschäftigt, sowohl theoretisch als auch in der Praxis: ich habe mich eingemischt. Die deutsche Geschichte war mein Schwerpunkt. Ich wollte immer schon genauer wissen, wie die Zusammenhänge sind, wo die Ursachen für bestimmte Entwicklungen sind, und vor allem, wie wir als Menschen, als „subjektiver Faktor“ in diese Geschehnisse eingreifen können, was wir tun können, um die Welt zu verändern.

Demokratie oder Barbarei: Hitler hätte verhindert werden können!

Bis heute scheiden sich die Geister sowohl an den Ergebnissen von 1918 als auch am Ende der Weimarer Republik 1933. Hätte die Demokratie gerettet werden können? Hätte Hitler verhindert werden können? Die offizielle Geschichtsschreibung sagt nein, der kam so über uns, das war eine Art Betriebsunfall, ein Einzelfall, Hitler ein Verrückter, ein Irrer. Und das deutsche Volk = irregeleitete, bemitleidenswerte Mittäter. Der Rest eben „nur“ Auswüchse: die KZ, die SS, die SA, die Wehrmacht, etc. Ist es so? War es so?

Ich glaube, wenn nicht so viele weggesehen, wenn sich die Menschen gewehrt hätten und sich die Linken (damals SPD und KPD) einig gewesen wären, dann hätte Hitler verhindert werden können! Dann wären wir, wäre ich heute nicht mit dieser historischen „Schuld“ beladen.

1989 – eine „erfolgreiche“ gescheiterte Revolution?

Und 1989? Am 9.November 1989 lebte ich in Berlin (West), keine 10 Minuten von der Grenze entfernt in Neukölln.

An meinem Geburtstag 1989 selbst habe ich zunächst nicht viel mitgekriegt. Später haben mich dann meine Gäste in Richtung Grenze verlassen, und ich habe bereits ein Grummeln im Bauch verspürt. Natürlich habe ich die Entwicklungen in der DDR, die große Demonstration in Berlin (Ost) auf dem Alex am 4.11. mitgekriegt und beobachtet.

Die Losungen dieser „Revolution“ veränderten sich schnell: Aus „Wir sind das Volk“ (super, endlich!) wurde „Wir sind ein Volk“ (schade, klingt nach nationalistischer Arroganz). Blühende Landschaften sollte es geben.

20 Jahre später ist immer noch nicht zusammen gewachsen, was angeblich zusammen gehört. Im Gegenteil: Die Nation ist nach wie vor gespalten, nicht so sehr in Ost und West, eher in Arme und Reiche. Oder vielleicht doch in „arme Ossis“ und „reiche Wessis“? Oder vielleicht noch besser in Gewinner und Verlierer in allen Richtungen?!

9.11. 1989 – 9.11. 2009: Deutschland – über alles….?

Erinnern ist in diesen Novembertagen angesagt, deshalb auch mein persönlicher Erinnerungs- Gedankensplitter. Rückschau halten, sich erinnern und einen Ausblick wagen: das bedeutet für mich: Lernen und Lehren ziehen aus der Geschichte und damit Grundlagen schaffen und Hoffnung schöpfen für ein besseres Deutschland als das, was wir gerade haben.

Erinnern heißt für mich, die Zusammenhänge zwischen 1918, 1938 und 1989 und 20 Jahre danach nicht aus den Augen zu verlieren.

Erinnern heißt auch, darüber nachzudenken, wie diese Welt gerecht werden kann( da sie nicht gerecht ist, kann sie auch nicht gerechter werden)!

„Nie wieder Krieg!??“ Ja, was ist denn los mit unserem Hoffnungs- und Friedensnobelpreisträger Obama? So viele Soldaten und so viel Geld nach Afghanistan, Irak und Iran war noch nie, nicht mal unter Bush… Ist das die neue Ära, zwar frei von Atomwaffen(?), aber vollgestopft mit den schlimmsten Waffen (z.B. Streubomben, Neutronenbomben, Minen)? Während ich diese Zeilen schreibe, sind schon wieder Tausende an Hunger und Krieg gestorben.

Und Deutschland? Sind wir denn verrückt geworden? Nach der Geschichte, nach dem Leid, das im Namen der Deutschen zweimal über den Erdball gebracht wurde, Krieg in einem Land zu führen, wo wir gar nicht hingehören. Was haben wir verdammt noch mal am Hindukusch zu suchen?? Amis und Deutsche raus aus Afghanistan- und zwar sofort!

„Nie wieder Faschismus!“ Die NPD und andere rechte Gruppen können in aller Ruhe mit Steuergeldern und Wahlkampferstattungskosten ganze Waffenlager anlegen und sich dabei noch auf die Gesetze stützen. Warum ist diese Nazipartei nicht längst verboten? Wie kann es sein, dass am Stammtisch und in den Straßen rassistische Parolen gegrölt werden können, ohne dass sich was grundsätzlich ändert?

Ich bin zwar längst eine Nachgeborene und persönlich nicht verantwortlich für Krieg und Faschismus, aber politisch schon, denn, um es mit Brecht zu sagen: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Die Suche nach dem Ort, den es geben müsste: UTOPIA

Und zum Schluss möchte ich einen, der offensichtlich die Zusammenhänge von einer ganz anderen Seite beleuchtet und über jeden linken Verdacht erhaben ist, zitieren.

Heiner Geißler, ehemaliger CDU-Generalsekretär, schreibt in seinem Buch „Ou Topos“ über den Ort (=Utopia), den es (noch) nicht gibt, den es aber geben müsste. Und er bezieht sich u.a. auf Aussagen von Thomas Morus, der bereits im Jahr 1516 seine Vorstellungen von einem idealen Staatswesen veröffentlichte.

„Dem Entwurf von Utopia liegt die Erkenntnis zugrunde, dass „überall, wo es Privateigentum gibt und wo gleichzeitig jedermann alles nach dem Geldwert bemisst“, es in einem Staatswesen kaum gerecht zugehen und das Glück herrschen kann, es sei denn, man wäre der Ansicht, „ dort gehe es gerecht zu, wo das Beste an die Schlechtesten kommt, oder dort herrsche das Glück, wo alles unter wenige verteilt wird und auch diese wenigen nicht in jeder Beziehung gut daran sind, die übrigen aber ganz schlecht.“

So wie damals Tausende von Bauern ihr Eigentum verloren und von ihren Feldern gejagt wurden, warten heute Hunderte von Millionen Menschen in Europa und in den Vereinigten Staaten auf den nächsten Schlag aus den Konzernzentralen der Finanz- und Großindustrie, der sie in Arbeitslosigkeit und schließlich mit Hilfe der Politik auf die unterste Sprosse der sozialen Stufenleiter befördert.“
Zitiert aus: Ou Topos, H. Geißler, S. 17 ff.

Thomas Morus ist für seine Vorstellungen, die an Gotteslästerung grenzten, geköpft worden. Martin Niemöller lebte mit schlechtem Gewissen weiter, weil er geschwiegen hatte. Hunderttausende haben damals weggesehen und auch heute schweigen wieder viel zu viele oder sehen nicht richtig hin.

Wo „Revolution“ drauf steht (9.11.1989), ist nicht immer Revolution drin. Denn Revolution heißt „grundsätzliche Umwälzung“ eines Staates, nicht Übernahme des einen Staates (der DDR) durch den anderen (die BRD)!

War das ein guter, der richtige Anfang – damals vor 20 Jahren? Es hat auch andere Ideen gegeben; es hätte auch anders entschieden werden können.

Das sind die Gedanken zu „meinem“ ganz persönlichen 9. November 2009.

Frankfurt am 4.11.2009

Gedankensplitter März 2009

Der Kapitalismus feiert fröhliche Urständ

Was soll/kann man in diesen Tagen denken und fühlen zur aktuellen Nachrichten(p)lage? Amokläufe von verzweifelten, verletzten, sich letztendlich nicht geliebt gefühlten Kindern und Jugendlichen; das Monster Fritzl aus dem idyllischen Urlaubsland Österreich; das unfassbare Gebaren von selbsterwählten Heiligen (Bänkern); eine Jugend mit zunehmend brauner Gesinnung und Gewaltbereitschaft gegen jeden und alles.

Alles bleibt anders

Gibt es noch Steigerungsmöglichkeiten? Was ist los mitten in unserer Sach- und Vernunftorientierten Gesellschaft? Was verletzt die Menschen so sehr, dass sie mit Gewalt und Demütigung gegen den jeweils Schwächeren vorgehen bzw. sich an ihren vermeintlichen „Peinigern“ rächen und das für die Lösung ihrer Probleme halten? Ganz zu schweigen davon, das eigene Leben wie ein Stück Dreck fortzuwerfen.

Früher hieß es „Hänseln“ – heute Mobbing

Woher kommt Mobbing an den Schulen, am Arbeitsplatz, bei den Nachbarn? Warum fühlen sich Menschen ungerecht behandelt, der eine mehr, der andere weniger? Warum findet keine wirkliche Kommunikation mehr statt, kein echter Dialog?

Die Welt der Schule ist kalt, sie ist angelegt auf Leistung und Auslese. Die meisten Amokläufer rächen sich an der Schule, weil sie sich dort nicht als Menschen, sondern als Versager gefühlt haben. Küchenpsychologisch könnte man sagen: Es liegt alles daran, dass keiner mehr dem anderen zuhört. Vor allem schwach darf man in dieser Gesellschaft nicht sein. Auch verschmähte oder enttäuschte Liebe, die heute viel mehr „leisten“ muss als früher, sucht sich heute offensichtlich brutalere Ventile.

Ist Mobbing heute dasselbe wie das Hänseln von gestern? Nein, schon allein die Formen des Mobbing sind vielfältiger, z.B. durch das Internet. Und der Unterschied zwischen einer Prügelei auf dem Schulhof von gestern und heute ist der, dass heute noch nachgetreten wird.

Das Ende der Zivilgesellschaft via Internet

Diese Gesellschaft ist am Auseinanderbrechen, und die Medien sitzen in der ersten Reihe und fördern diesen Prozess. Das Internet und seine Nutzung haben wir längst nicht mehr im Griff. Es gibt nichts, was es nicht gibt und alle, einschließlich kleinere Kinder können sich den ganzen Scheiß täglich stundenlang reinziehen. (Sie sehen, da verfalle ich in eine Sprache, die eigentlich nicht die meine ist!).

Ich habe eine solche Wut im Bauch darüber, weil ich selbst betroffen und gleichzeitig manchmal ohnmächtig bin. Auch ich habe Kinder, bei denen ich täglich (noch mehr) darauf aufpassen müsste, was sie dort im Internet treiben. Und ich bin damit überfordert, obwohl ich vielleicht nicht so oft abwesend bin, wie viele andere Eltern.

Aber ich kann nicht begreifen, was Kinder, gerade auch aus den sog. gut situierten Häusern, an diesen Spielen voller Gewalt so fasziniert. Ich möchte, wie so viele Eltern und Psychologen in die Hirne und Herzen der Kinder schauen können, um zu begreifen.

Und ich begreife es nicht. Die Kinder können es mir auch nicht erklären. Irgendetwas mit Faszination für die Technik und Perfektion, die perfekte Computeranimation oder sowas soll es sein. Aber warum immer in Verbindung mit Gewalt und Tod?

Für das Verbot der Produktion und des Verkaufs von Computerspielen

Fragt eigentlich mal jemand nach denen, die diese Spiele produzieren und auf den Markt bringen? Gibt es eine Diskussion darüber, die Herstellung und Verbreitung dieser Spiele zu verbieten? Wäre es nicht „normal“, die Konzerne, die damit weltweit Milliarden verdienen, zu verstaatlichen und die Produktion umzurüsten auf friedfertige Spiele, die auch spannend sind?
Was sind das für Menschen, die solche Ego-Shooter Spiele, Killerspiele und Splatterfilme erfinden? Sie gehören entlassen und sollten mal Sozialdienste in Kindergärten und Schulen leisten.

Ich höre immer nur von der Verantwortung der Eltern, Schulen und den sozialen Bedingungen. Warum geht es nicht an die Ursachen? So wie sämtliche Waffen und die Kriegsindustrie abgeschafft gehören, so gehören solche Spiele abgeschafft. Ende. Sense. Aus. Aber das sind wohl Träume. Meine Träume. Die Träume einer verspinnerten Alt-Pazifistin.

Die wahre Katastrophe ist, dass sich nichts ändern wird.

Wenn es solche gewaltverherrlichenden Spiele und Filme nicht gäbe, könnte sich auch keiner ein Vorbild daran nehmen, wie jetzt in Winnenden. Jemand käme nicht einmal auf die Idee, zum Beispiel per Cyber Bullyiing oder Amoklauf auf sich aufmerksam zu machen und andere auszulöschen.

Die Frage ist: Ist das alles Medienhype oder Symptom einer kranken Gesellschaft? Fakt ist: Außerhalb der USA gab es das Phänomen Amoklauf vor dem Columbine-Massaker von 1999 so gut wie gar nicht (aus: der Freitag, Nr.12 vom 19.3.09).

Heute können wir täglich auch in Deutschland damit rechnen, dass irgendwo irgendein durchgeknalltes Bürgersöhnchen um sich ballert.

Das macht mir Angst. Natürlich bin ich so realistisch zu wissen, dass sich an der Gesamtsituation wenig bis nichts ändern wird. Denn auch hier geht es, wie immer, um Macht und das große Geld, wie beim Krieg.

Irgendwie fühle ich mich erinnert an ein Stück vom Berliner Grips Theater aus den 80-er Jahren. Damals fing die Veränderung bereits an.

Dabei wollen alle Menschen nur eins: geliebt und verstanden werden.

Mut zum Träumen von Volker Ludwig, Grips Theater Berlin

„Die Kälte nimmt zu und die Einsamkeit
und Armut und Ekel und Angst und Leid.

Raketen und Seuchen und das Gift überm Pol
und der Reichtum der Reichen und das Grinsen von Kohl (Merkel)...

Und wir werden wie die Kälber zur Schlachtbank geführt,
verhöhnt und verspottet und nichts passiert.

Nichts passiert. Nichts passiert.

Hab wieder Mut zum Träumen von einem Leben, das brennt.
Mut zum Träumen von dir, wie keiner dich kennt.

Mut zum Träumen von einer Zukunft ohne Krieg,
Mut zum Träumen, damit die Liebe siegt.“


Die Zeit der Träume ist wohl endgültig vorbei. Aber wie heißt es doch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und Mutige, die NEIN sagen, gibt es glücklicherweise überall auf der Welt!

Liebe Frauen, liebe Freundinnen, liebe Schwestern,

es gab einmal eine Zeit, da war es in bestimmten (eher linken) Kreisen üblich, dass die Männer (Kollegen am Arbeitsplatz/Ehemänner/Partner) uns Frauen zum 8. März eine Nelke oder gar eine oder mehrere rote Rosen schenkten. Eine Anerkennung, dass Frauen in aller Welt täglich „ihren Mann“ stehen, für ihre Rechte kämpfen, Kinder, Job, Haus & Hof meistern.

Die Zeiten haben sich geändert, und das ist gut so: heute spricht u.a. Frau Petra Roth (CDU-Oberbürgermeisterin von Frankfurt) vor ausgewähltem Publikum über den 8. März und seine Bedeutung, aber ich fürchte auch, einige „unserer“ Männer haben den 8. März und die Rose schlichtweg vergessen.

Deshalb übernehme ich, weil mir dieser Tag immer noch wichtig ist (dafür verzichte ich auf den Muttertag und den Valentinstag!) den Part und wünsche euch allen, euch Frauen, euch Freundinnen, euch Schwestern im Geiste, einen wunderbaren, einen ereignisreichen, einen freundlichen 8. März.

Ich wünsche euch und uns, dass die Frauen in der Welt mehr Gewicht bekommen, dass es insgesamt weiter geht mit Gleichberechtigung und politischer Emanzipation!!

Leider kann ich euch keine Rose mitschicken, aber fühlt euch beschenkt von mir. Vielleicht erinnert ihr einfach mal eure männlichen Mitmenschen an diesen Tag, an seine tatsächliche und ideelle symbolische Kraft!!

Viel Spaß beim Schmökern, und ich freue mich auf euer Feedback.

Mit lieben Frauentagsgrüßen
Eure / Ihre Claudia Gabrian

Zum Internationalen Frauentag, 8. März 2009

Der 8. März ist der Tag, an dem Frauen in der ganzen Welt laut und vernehmbar auf ihre Situation hinweisen.

Seit 1977 ist er offiziell von der UNO als Internationaler Frauentag festgelegt, nachdem die Anfänge der Frauenbewegung bis weit in die politischen Emanzipationsbewegungen des Bürgertums und der aufkommenden Arbeiterbewegung zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts zurückreichen.

Wir fordern: „Brot und Rosen!“

Damals waren es vor allem soziale und politische Forderungen, z.B. nach dem allgemeinen Wahlrecht für Frauen (in Deutschland seit 1918), der Beendigung von Krieg und Gewalt („Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner), der Mitgestaltung und Gleichstellung in Politik und Wirtschaft.

Später, in den neuen Frauenbewegungen vor allem der 60er/70er Jahre, stand in Deutschland der Kampf für die Abschaffung des § 218 („Mein Bauch gehört mir“) im Vordergrund, das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Forderungen nach gleichberechtigter Partnerschaft.

Während wir hier in Deutschland einiges erreicht, bereits Frauenbeauftragte und Frauenquoten haben, junge Frauen und Mädchen längst in den unterschiedlichsten Berufen erfolgreich sind, sind für viele Millionen Frauen in anderen Teilen dieser Welt noch nicht mal die elementarsten Grundrechte gewährt bzw. gewährleistet.

Solange Genitalverstümmelung von Millionen Mädchen in aller Welt Alltag ist, sogenannte Ehrenmorde auch in der Mitte unserer Gesellschaft stattfinden, Vergewaltigung, Folter und Steinigung von Frauen wegen der Wahrnehmung ihres Rechtes auf ein eigenes Leben, auf eigene Entscheidungen an der Tagesordnung sind, solange müssen Frauen aufschreien und NEIN! sagen.

Wir leben wir im 21. Jahrhundert, fliegen auf Mond und Mars, sind mit der Welt vernetzt und klonen, sind aber nicht in der Lage, die grundlegendsten Bedürfnisse der Hälfte der Menschheit nach Frieden und Selbstbestimmung, Sicherheit und Mit-Menschlichkeit einzulösen. Dazu fehlen mir buchstäblich die Worte...

Und trotzdem gibt es bei uns offensichtlich Frauen, die behaupten, die Gleichberechtigung der Frau sei weitgehend durchgesetzt, die Losungen der Frauenbewegung veraltet und ein Internationaler Frauentag nicht mehr nötig.

„Frau sein allein ist kein Programm“!

Nur weil vielleicht einige Frauen bei uns es geschafft haben, sich selbst zu verwirklichen mit Beiträgen wie „Feuchtgebiete“, polemisieren sie gegen die „alte“ Frauenbewegung und postulieren die neue, die postfeministische Ära. Alles ist möglich, auch Politpornos.

Vielleicht gehört in diesen Zusammenhang auch die Empfehlung von „Bravo-Girl“, als Mädchen reißerische sexistische Witze zu erzählen, um bei den Jungs besser zu punkten. Die Begründung: „Bravo-Girl“- Leserinnen sind emanzipiert, selbstbewusst, lebensfroh und können deshalb auch mal auf ihre Kosten lachen lassen. Blondinenwitze als Ausdruck von Emanzipation? Na, bravo: wenn so das neue weibliche Selbstbewusstsein aussieht, dann bin ich wohl eine hoffnungslos veraltete Spaßbremse...

Solange es so ist, wie es ist, sollten wir wenigstens an diesem Tag innehalten und protestieren, nicht ohne auch die Erfolge zu vergessen und zu feiern.

„Ich sprühs auf jede Wand: Neue Männer braucht das Land!“

Natürlich verbinde ich mit dem Frauentag auch ganz persönliche Erlebnisse, Assoziationen und Lebensphasen. Die LP von Ina Deter aus dem Jahre 1982 mit dem oben genannten Titel hat z.B. mein Lebensgefühl von damals treffend ausgedrückt. Ich weiß nicht, ob ihr sie kennt und wie es euch geht. Aber hat das Land jetzt neue Männer?

Ich erinnere mich auch an das Buch „Der Tod des Märchenprinzen“, „Häutungen“ oder „Wege der Liebe“ oder den Klassiker von Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“.

Das war so eine Art „Grundlagenliteratur“ zur Frauenfrage, zur Beziehung zwischen den Geschlechtern, zu den Grenzen und Möglichkeiten eines gleichberechtigten Miteinanders von Mann und Frau. Hier habe ich erfahren, was ich als Frau alles „darf“, hier hat mein Selbstfindungsprozess stattgefunden.

Die lila Latzhosen und Birkenstocks waren zwar nicht sexy, dafür aber bequem, praktisch und selbstbestimmt. Heute lassen sich viele Mädchen über Laufstege hetzen und von „Heidis“ bestimmen, was richtig für sie ist.

Wenn Solidarität die Zärtlichkeit der Völker ist, dann ist Emanzipation die Zärtlichkeit der Völker und der Geschlechter.

Zum Schluss zitiere ich gerne eines meiner Lieblingsgedichte von Gisela Steineckert, das „Gedicht einer Frau, die in ihrer Emanzipiertheit Frau bleibt und in ihrem persönlichen Glücksstreben das Fenster zur Welt nicht verhängt“, wie es im Kladdentext zu dem Gedichtband „Nun leb mit mir“ so wunderbar heißt.

Gisela Steineckert hat mir nach einer Lesung eine Widmung unter das Gedicht geschrieben. Beides, das Gedicht und die Widmung, begleiten mich wie ein roter Faden durchs Leben.

„Sei gut zu mir
Erlass mir keine Lust und keinen Zorn
Sei viele Augenblicke unverstellt
Trink, iss und fühle und versag dir keinen Spaß
Steh auf und geh davon, wenn dir so ist
dass ich beim Wiederkommen weiß, du suchst nach mir.

Benutz auch mal das falsche Wort
das rechte taugt nicht ohne Vergleich
Nimm mich in Schutz wie deinen besten Freund
Und schrei mich an im Streit, als wäre ich wie er
Halte den Mund, wenn mir das Herz aufgeht
Vor dieser Landschaft Alltag, in die du mich stellst
Ich geh durch sie verwundert ohnegleichen
und bin, als wär ich eben erst erwacht
mit deiner Hand an meiner Wange, mein Blick in deinem
und mein Herzschlag unter deinem Herz

Alles ist Spiegel auf einmal
Mit anderen Augen sehe ich rückwärts und habe Erbarmen mit mir
Nimm mir nicht den Blick, der auf mir ruht und unter dem ich wachse

Sei gut zu mir, das meint: nun leb mit mir
als ob ich alles weiß von dir, und lass mir Zeit.

Nimm mir nicht deinen Mund
und nimm mir nicht die Angst,
Sei gut zu mir
Bleibe verlierbar“

„Liebe Claudia, wenn du den findest, zu dem sich das sagen lässt, dann behalt ihn. Deine Gisela Steineckert, 17.09.1983“

Vielleicht habe ich ihn ja gefunden, und ganz sicher wird er mir heute rote Rosen schenken, worauf ich mich sehr freue!

Gedankensplitter Januar 2009

Die Erde hat ca. 6 Milliarden Einwohner, davon hungern 1 Milliarde. Ich habe gerade einen eindrucksvollen Beitrag auf 3Sat (die Sendung „Nano“) gesehen. Die interessante Frage war/ist: kann man mit BIO-Landwirtschaft den Hunger aus der Welt schaffen?

Die Antwort: Ja, es geht. Vor allem gilt das für die armen Länder, also für die Gegenden auf der Welt, wo tatsächlich der größte Hunger herrscht.

Yes, we can!

Yes, we can, if we want – müsste man dazu sagen. Denn da ist natürlich der Haken. Das Know How, die wissenschaftlichen und ökologischen Erkenntnisse liegen vor, liegen in den Schubladen bereit, ausprobiert und angewandt zu werden. Wenn da nicht die Mächtigen dieser Welt wären: Monsanto, Nestle, McDonald & Co.

Wie könnte es funktionieren? Der Hauptgrund für den Hunger in der ("dritten") Welt ist die falsche= ungerechte Verteilung und Vermarktung der Nahrungsmittel. Da gibt es keinen Zweifel. Aber, so die These, selbst, wenn die jetzigen (zu 95% konventionellen) Nahrungsmittel gerechter verteilt würden, wäre der Hunger noch längst nicht beseitigt. Was müsste also geschehen?

Eine Welt ist möglich!

Fair Trade und Hilfe zur Selbsthilfe machen es möglich, sprich: die Produktion und Vermarktung der eigenen ökologisch und biologisch hergestellten Lebensmittel im eigenen Land.
Es gibt ein Beispiel aus Ägypten, wo ein landwirtschaftliche (BIO)Kooperative mittlerweile zu 60 % aus Eigenmitteln produziert und regional vermarktet.

Wenn man die ganzen Umweltsünden, wie Pestizide, Hormone, etc. gar nicht erst einführt in diesen Ländern, in kleineren Einheiten unter sozial verträglichen Arbeitsbedingungen wirtschaftet, dann hat BIO auf der Welt eine reale Chance.

Wenn man den Schwerpunkt nicht auf Fleisch legt, sondern den (sowieso zu hohen) Fleischkonsum in den westlichen Ländern reduziert, dann hat BIO auch in den ärmeren Ländern eine Chance. Merke: das Futter für das Leben eines Schweines bis zu seiner Schlachtung könnte bis zu sieben Menschen ernähren!!

Was bedeutet das Ganze für uns, die wir hier in den reichen Ländern leben? Wir müssten unsere Lebensweise natürlich umstellen: Geiz ist dann nicht mehr geil, sondern gute Qualität zu einem höheren Preis ist das Ziel.

Jeder von uns schmeißt im Jahr Lebensmittel im Wert von ca. 300 Euro in den Müll. Weil wir zu viel und Unnützes eingekauft haben. Kaufen wir bewusster und weniger ein, können wir uns auch die teureren Lebensmittel aus dem BIO Supermarkt leisten.

Yes, we can! Wer hätte gedacht, dass ein Schwarzer Präsident der USA werden kann?

Yes, we can! Wer hätte gedacht, dass aus den Energiebällchen der 70er-Jahre-Müsligeneration eine boomende Lebensmittelbranche wird?

Yes, we can! Wer hätte gedacht, dass zurzeit ständig Karl Marx zitiert wird, wenn es um die Erklärung und vor allem Überwindung der globalen Finanzkrise geht? Stichwort: Verstaatlichung von Banken und Eigentum.

Ich glaube, bei aller Skepsis natürlich, dass in der großen Krise auch viele Chancen liegen: es geht um die Wertschätzung des Menschen, der Natur und seiner Gefühle. Man kann uns nicht bis in alle Ewigkeit belügen.

Gedankensplitter Dezember 2008

Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich allen meinen Leserinnen und Lesern ein gutes Neues Jahr 2009, Frieden, Gesundheit, Erfolg und auch eine Portion Gelassenheit wünschen!

Was meine Arbeit, meine Homepage und die Gedankensplitter betrifft, wird es ein paar Neuerungen bzw. Veränderungen geben, die bereits in Arbeit sind. Am 8. März 2009 wird diese Homepage mitsamt Gedankensplittern 5 JAHRE alt, und das soll entsprechend „gewürdigt“ werden. Lassen Sie sich also überraschen!

Für den Augenblick möchte ich Ihnen zum Jahreswechsel, der besonders in Nahost, dem Heiligen Land, wieder von Krieg und Gewalt geprägt ist, folgendes Zitat in Erinnerung rufen:

             Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg. -  Mahatma Gandhi

In diesem Sinne, alles Gute, bis zum nächsten Gedankensplitter...
Ihre Claudia Gabrian

August 2008: Noch einmal „1968“ und die Folgen

Ich möchte Ihnen heute den etwas „anderen“ Gedankensplitter überreichen:
Er hat noch einmal mit „1968“ zu tun, weil mich diese Zeit nicht nur interessiert, sondern geprägt hat. Bis heute. Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich.

Und weil mich ärgert, dass diese Zeit und ihre Protagonisten quasi für alles verantwortlich gemacht werden, was in diesem Land seit Jahren „schief“ läuft, sei es in der Bildung, der Erziehung, Politik oder Wirtschaft.

Glaubt man einer Eva Herman, einem Götz Aly und anderen lauten „Abrechnern“, so ergibt sich folgendes Bild, und hier zitiere ich aus einem etwas anderen Buch, was ich nur empfehlen kann.

  • „Wir (gemeint sind die 68-er, d.Verf.) haben Autorität und Disziplin in Frage gestellt und deshalb Verwahrlosung und Werteverfall zu verantworten.
  • Wir haben die Familie entwertet, die Patschworkfamilien erfunden und vaterlose oder mutterlose Kinder herangezogen...
  • Wir haben das Bildungssystem "demokratisiert", die Förderung von Begabten verhindert und so die Bildung insgesamt verschlechtert.
  • Wir haben die Hochschulen proletarisiert und das Niveau gesenkt.
  • Wir sind verantwortlich für den Terror der RAF.
  • Wir haben Drogen gesellschaftsfähig gemacht...
  • Wir haben die Frauen ins Unglück und in die Überforderung gestürzt.
  • Wir blockieren seit zwei Jahrzehnten gesellschaftliche Veränderungen.
  • Wir sind technikfeindliche Modernisierungsverweigerer.
  • Wir sind reflexhaft antiamerikanisch.
  • Wir haben eine spießige Diktatur aus schlechtem Geschmack und verlogener Gutmenschen-Moral errichtet.
  • Unser Pazifismus taugt nicht zur Lösung internationaler Konflikte...
  • Wir haben die moralische Substanzlosigkeit der Gesellschaft zu verantworten...
  • Unsere Gottlosigkeit trieb die Gesellschaft in die Orientierungslosigkeit...“, S.15f.
Aus: Irmela Hannover/Cord Schnibben: I can't get no, Ein paar 68er treffen sich wieder und rechnen ab, Kiepenheuer & Witsch, 2008

Diese Liste ist noch viel länger und am Ende fragt man sich wirklich, was für Monster da am Werk waren und teilweise noch sind.


Alles bleibt anders

Lenin hat es bis in die Bestsellerlisten geschafft, natürlich nicht das Original. Ein Kind dieser „68-er Monster“ hat einen Roman geschrieben: „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ von Richard David Precht, mittlerweile auch verfilmt.

Mit „Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“ erobert er sich gerade den nächsten Listenplatz. Alles sehr zu empfehlen! Ist also doch was aus ihm geworden, dem Kind der freien Liebe, der Gottlosigkeit, der antiautoritären Erziehung nach dem „Prinzip Summerhill“, trotz oder vielleicht wegen (?) der Emanzipation seiner Mutter und der solidarischen, internationalen (2 Adoptivkinder aus Vietnam) Einstellung und Werte seiner Eltern.

Wo sind heute eigentlich die Kritiker der Schmalspurstudiengänge Bachelor und Master, die keinen Raum mehr lassen für Kreativität und soziales Engagement und nur dem schnöden Mammon dienen?!

Was ich mitgenommen habe aus der Kinder- und Jugendzeit der 68-er ist das, was Katja, eine der 68-erinnen, so formuliert:

„..., dass ich ein politischer Mensch bin, dass ich ein gesellschaftlicher Mensch bin. Ich bin für mich verantwortlich, ich bin auch für andere verantwortlich, und das will ich auch sein. Die öffentlichen Angelegenheiten sind auch meine Angelegenheiten, manchmal mehr, manchmal weniger. ... Was darüber hinaus eine zentrale Lehre aus meiner politischen Biografie ist, das ist das Suchen nach Beweggründen, das nicht schon Fertigsein mit einer Überschrift und dann nicht weiter hingucken, sondern rauskriegen, was Leute eigentlich bewegt...“, S. 324.

Deshalb frage ich heute immer noch nach dem Warum und den Zusammenhängen, obwohl ich längst nicht mehr alles so schön erklären kann wie früher, weil auch ich durch die omnipotente Medienpräsenz, durch die Flut der Bilder und das Tempo der Zeit oft nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht.

Rudi Dutschke (auch kein Monster, sondern ein kluger und feinfühliger Mensch) sagte 1967 sinngemäß:
„Es geht darum, in der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft die Vergangenheit zu erklären.“

Darum geht es auch heute noch. Oder wie wollen wir unseren Kindern und mittlerweile sogar Enkeln erklären, dass die Welt so (geworden) ist, wie sie ist?

„Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.“

Dieses kleine Gedicht von Erich Fried, österreichischer Dichter und Überlebender des Holocaust, sagt alles, was dazu zu sagen ist.

Und dennoch will ich Ihnen meine bescheidenen Dichtkünste während meiner diesjährigen Berlinreise nicht vorenthalten.

Auch ich habe mir manchen „Reim“ auf die 68-er Zeit gemacht. Inspiriert durch eine Ausstellung in Berlin: „68 – eine unbequeme Zeit“ und das Durchstreifen der neuen Rudi-Dutschke-Straße in der Nähe des Springer Konzerns in Berlin, habe ich folgende Zeilen geschrieben:

68 - gestern und heute

68 war ein Jahr,
wo es recht „revoltig“ war.
Parolen hallten durch die Straßen
„Wasser marsch“, rin in die Massen.

Wut und Hass und Barrikaden
Gewalt und Sex war auch dabei,
der Schuss vom Vorjahr
gab den Ton an - und da war der Spaß vorbei.

Hat sie was gebracht, die Zeit?
Politisch nicht, das steht schon fest.
Krieg und Kälte macht sich breit
„nicht bestanden“, diesen Test.

Deutschland, denk ich
bleiches Land,
machst die eignen Leute krank
geistig, seelisch und moralisch:
Fang noch mal von vorne an.

(19. Juli 2008)

Du - Deutschland

Du Land der Dichter und Denker
du Land der Banken und Lenker
du kommst heut so
furchtbar unschuldig daher
und glaubst,
dass der 68-er von gestern
der Täter wär.

(19. Juli 2008)

Vietnam - Irak - und ...

Bilder vom Krieg
erschüttern heut keinen,
sie kommen so sauber daher.
Die Fotos von damals
waren die ersten
und –
die Welt weinte sehr.

Die Welt -
Das waren DIE und WIR,
diese Welt gibt’s heute noch.
Und -
was machen wir aus ihr?

(20.Juli 2008)

Alle Zitate, Gedichte und Gedanken sind, wie immer, ohne Gewähr, dafür vom Herzen über den Bauch an Sie aus der Feder geflossen. In diesem Sinne: Alles Gute, bis bald und noch einen schönen sommerlichen August 2008!

Fußballeuropameisterschaft im Juni 2008

Vor fast genau 2 Jahren habe ich an dieser Stelle geschrieben: Möge die beste Mannschaft gewinnen. Es war die Zeit der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland (Die Welt zu Gast bei Freunden), die Italiener haben gewonnen, die deutsche Mannschaft war Dritter und/aber der „Weltmeister der Herzen“. Dementsprechend herzergreifend war der Empfang in Berlin nach „diesem langen Weg, der kein leichter war“... Ich fand’s schön und hatte mitgefiebert. Irgendwie hatte es mich gepackt damals.

Die EM 2008 in der Schweiz und Österreich hat begonnen. Die ersten und auch spannenden Spiele sind bereits gelaufen, und es hat mich wieder, das Fußballfieber. Die deutsche Mannschaft hat ein tolles erstes Spiel mit 2:0 gegen Polen gewonnen. Und ich bin gespannt, wie es weiter geht!

  • Sicher – es ist ein Riesenspektakel, wo es um Millionen (Euro) und die Machtverhältnisse im (Leistungs-)Sport geht.
  • Sicher – es ist eine millionenschwere Werbekampagne für die beteiligten Sponsoren.
  • Sicher – es geht nicht immer friedlich zu, rassistische und nationalistische Töne und Aktionen mischen sich in das bunte Treiben derer, die ein Volksfest daraus machen.
  • Sicher – ein großer Teil der Gelder, die für den „Einkauf und Verkauf“ von Profispielern verpulvert wird, müsste dringend in den Vereinssport, nicht nur in den Fußball, gesteckt werden.
  • Sicher – es müsste ein besserer und lukrativer Schulsport angeboten und finanziert werden.
  • Sicher – in den Betrieben, am Arbeitsplatz müsste mehr in die Prävention investiert werden.
  • Sicher – auch hier im Fußball wird garantiert gedopt, betrogen und getrickst.
  • Sicher – es gibt noch viele Gründe, mit Skepsis und Argwohn den ganzen sportlichen Großereignissen zu begegnen.
Sport ist Politik und Politik regiert den Sport bzw. handfeste wirtschaftliche Interessen entscheiden darüber, in welche Richtung das alles läuft.

Sicher – wir wissen das alles: mehr oder weniger, oder?! Und trotzdem:

Panem et Circenses (Brot und Spiele)

Was ist es, was uns Zuschauer so fasziniert am Fußball, einer Meisterschaft oder anderen sportlichen Ereignissen, wie z.B. Marathon oder den Olympischen Spielen?

Wir könnten das alles boykottieren, den Fernseher ausschalten, „denen es mal zeigen“, die Probleme der Welt stärker diskutieren und uns selbst auf die Socken machen, d.h. laufen, springen, werfen, spielen, schwimmen, usw.?!

Abgesehen davon, dass ich uneingeschränkt für eigene sportliche Aktivitäten (gerade während der EM) bin und das bei mir natürlich von Berufs wegen zum Programm gehört, schalte ich doch in diesen Tagen auch ins andere, das Fernsehprogramm, um mich begeistern zu lassen von den Leistungen, der Leidenschaft und der Kraft der Spieler.

Ich glaube, es berührt uns, wenn wir sehen, wie dicht Erfolg und Misserfolg beieinander liegen können. Was ging wohl in dem Schweizer Spieler Frei vor, der am Knie verletzt vom Platz musste und damit raus war aus der EM?

Wir alle kennen solche Situationen selbst aus unserem Alltag. Wir weinen/trauern vielleicht mit dem Spieler mit, weil wir selbst uns die eigenen Tränen nicht gönnen?

Manchmal haben wir ein Ziel vor Augen und können es nicht erreichen. Deshalb zittern wir (stellvertretend) mit, wir fühlen mit, wir hoffen mit, dass alles gut läuft, gerade, weil es bei uns manchmal eben auch nicht so gut läuft. Wir drücken die Daumen auch für uns selbst.

Ganz abgesehen davon braucht der Mensch schon immer mehr als Brot, eben auch Spiele. Die hatten die alten Römer schon, die alten Griechen, alle Völker und Nationen. Das Leben ist eben: Panem et Circenses. Das Leben ist Arbeit und Ruhe, Sieg und Niederlage, (wieder) Aufstehen und Luftholen, Spiel und Spaß.

Der Sport hat viele Facetten. Das fasziniert uns. Vieles passiert so ganz nebenbei, und man lernt noch was dazu.

Vollkornnudeln für die Profis

Der Koch der deutschen Mannschaft zum Beispiel hat auch Ziele: er will vor allem den Jugendlichen und Kindern zeigen, dass ihre Helden sich gesund ernähren, gerade auch, um noch fitter zu sein und gesund zu bleiben.

So erklärt er z.B., dass es zum Durchhalten dieser 90 Minuten (oder mehr) auf dem Platz wichtig ist, die Kohlenhydratspeicher zu füllen. Deshalb sollte man viele Nudeln essen. Weißmehlnudeln, also die üblichen Nudeln, werden schnell aufgebraucht, halten nicht so lange vor wie Vollkornnudeln. Also bereitet er den Spielern Vollkornnudeln: Schale, Silberhäutchen, Keim, Ballaststoffe sind in den Vollkornnudeln noch enthalten: es handelt sich um sog. komplexe Kohlenhydrate, dadurch bleiben die Speicher länger gefüllt, die Leistung hält länger an.

Oder: Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Olivenöl gesund ist. Stichwort: mediterrane Ernährung. Allerdings ist die Qualität entscheidend: so erfahren die deutschen Fußballer und ihre Fans, dass sie „gutes“ Olivenöl (kaltgepresst/nativ extra vergine) essen sollen. Durch die Erhitzung vieler Öle gehen nämlich sämtliche gute Eigenschaften des pflanzlichen Fettes verloren. Gutes hat seinen Preis, sagt der Chefkoch der deutschen Nationalmannschaft.

Es findet Ansprache und Aufklärung zu Ernährung und Ernährungsverhalten statt, was vielleicht auch zum Nachmachen anregt. Auch das kann der Sport.

Zum Abschluss dieses sportlich-fußballerischen Gedankens wünsche ich uns allen viele gute, faire und spannende Spiele! Ballack und seine Mannen sollen ruhig mal gewinnen: ich tippe auf sie als Europameister 2008!

Gedankensplitter Mai 2008 in memoriam 1968

Mai 1968 damals und Mai 2008 heute: Was haben diese 40 Jahre, die dazwischen liegen mit (uns) heute zu tun? Mit mir? Warum ein Gedankensplitter dazu?

Die Medien sind voll mit diesem Thema, überall Features, Talkshows, Berichte und neue Bücher über diese Zeit. Es wird (wieder) gestritten, attackiert und diskutiert über eine Zeit, für die es jede Menge (lebende) Zeitzeugen aus den unterschiedlichsten Bereichen und politischen Lagern gibt: die Zeit der sexuellen Revolution, des Vietnamkrieges und der Demonstrationen dagegen, der Sit Ins, Go Ins, Sleep Ins, Bed Ins, Die Ins, etc.

Not only “the summer of Love”

Obwohl nur eine kleine „radikale“ Minderheit unterwegs war, hat sie alle Bereiche des Alltags erfasst: die sog. Studentenrevolte von 1968. Sie war weder der Anfang noch das Ende einer Ära. Sie war und ist Ausdruck einer Zeit vor und nach 1968, in der die Welt am Hochmut und der Selbstgefälligkeit der Mächtigen zu ersticken drohte. Und die Zeit war reif, „die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen“...

Bloß nostalgische Erinnerungen?

Ich war 1968 so alt wie mein jüngster Sohn heute, 12 Jahre. So wie er heute, habe auch ich damals schon eine Menge mitgekriegt: z.B. vom Vietnamkrieg, die Vietkong waren immer die Bösen in der Tagesschau, die USA die Guten.

„Plötzlich“ hat sich alles ins Gegenteil verkehrt: die USA waren die Bösen (Aggressoren), David (Vietnam) gegen Goliath: so haben es einige Studenten damals von der Uni auf die Straße getragen, in die Schulen, in die Wohnstuben, sogar in die Betriebe.

Martin Luther King, Rudi Dutschke, Ho Chi Mhin oder Che Guevara standen für die Befreiung von Rassismus und Ausbeutung. Sprüche wie: „Make Love, not War“ oder „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“ begleiten seither viele Menschen, auch mich.

„Ami go home“, aber alle hörten AFN, den amerikanischen Radiosender mit der besten Musik von den Beatles über Jimi Hendrix, Leonhard Cohen bis hin zu Bob Dylan und Frank Zappa.

1968 spaltet die Nation und hat sie auch schon vor 40 Jahren gespalten: Hier die Vertreter/Sympathisanten „der Bewegung“, dort ihre Gegner. Aber eines ist sicher: die Veränderungen im Gefolge der „68-er Zeit“ betreffen uns alle, ob man sie nun mag oder nicht.

So z.B. können heute unsere erwachsenen, aber nicht verheirateten Töchter und Söhne mit ihren FreundInnen unter unserem Dach (miteinander) schlafen, ohne dass wir als Eltern uns strafbar machen. Oder: In den 60-ern musste die Frau den Ehemann um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen oder ein Konto eröffnen wollte.

Das alles ist, den 68-ern, insbesondere der späteren Frauenbewegung sei Dank, Schnee von gestern.

„Was hat denn die 68-er Revolution gebracht“, fragte mich neulich mein 12-jähriger Sohn. Nachdem ich ihm erklärte, dass es nicht wirklich eine Revolution, sondern eher eine Revolte, ein Aufstand der Jungen gegen die Alten war, und zwar weltweit, kamen mir im Gespräch so nach und nach erst wirklich die Umstände und Folgen dieser Zeit zum Bewusstsein.

Alle Bereiche waren betroffen:

  • die internationale Politik (Vietnamkrieg und Dritte Welt)
  • die deutsche Politik (alte Nazis waren wieder/noch in Amt und Würden, Wiederbewaffnung und Aufrüstung)
  • der Alltag (das Häkeldeckchen-Spießertum der Eltern)
  • die Sexualität (Aufklärung durch Enttabuisierung und Anschauung)
  • die Geschlechterbeziehungen (Mutti zu Hause bei den drei K´s: Küche, Kinder, Kirche und Vati als autoritärer Herrscher (innen) und Wirtschafts-Wunder-Mann (draußen))
  • die Schule (der Lehrer hatte noch die Erziehungs-GEWALT)
  • die Universitätshierarchien („Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“)
  • Kunst und Kultur (Agitprop, neue Formen des Theaters/Films)
  • die Literatur: erste „Abrechnungen“ mit der Nazi-Vergangenheit („Die Mörder sind unter uns“)
  • nicht zuletzt die Musik: statt Eia popeia-Schnulzen Jazz/Blues/Rock: wurde sie als „Negermusik“ diffamiert, und schon wurde wieder vom Vergasen gesprochen...
Der Hass vieler „Kinder“ auf ihre Eltern war groß, die Autorität vieler Väter gegen ihre (nicht immer eigenen) Kinder allmächtig.

”All we are saying, is give peace a chance”

Bei allen Veränderungen in Richtung „mehr Demokratie“ und Emanzipation, bin ich auch ein Kind dieser Zeit und profitiere bis heute davon. Dank der 68-er!

Aber ich bin auch in der Situation, meinen Kindern zu erklären, warum es bei uns so viele Neo-Nazis gibt, warum vom US-Präsident Bush Krieg im Irak geführt wird, der in seiner Tragik und seinem Ausmaß ein zweiter Vietnamkrieg zu werden droht, und warum es immer mehr Armut und Hunger in der Welt gibt.

Auch muss ich mir die Frage gefallen lassen, was ich/wir dagegen tun. Meine Eltern habe ich gefragt, wie sie es zulassen konnten, dass vor ihren Augen 6 Millionen Juden von den Nazis ermordet wurden?

Leider gibt es auf viele Fragen damals wie heute keine befriedigenden, noch nicht einmal schlechte Antworten, sondern peinliches Schweigen und Schulterzucken.

Alles umsonst? Sicher nicht. Die Probleme heute sind global noch existenzieller, gerade auch für die Kinder dieser Erde: Umweltzerstörung, Gefährdung der Gesundheit nicht durch Mangel, sondern Überfluss, ungerechte Verteilung der Ressourcen, die Kluft zwischen arm und reich, oben und unten, neue und hässlichere Kriege als moderates Mittel einer (gescheiterten) Politik.

Deshalb hat ein Song von Bob Dylan aus dem Jahre 1963 für mich an Aktualität (leider) nichts verloren, und er hat mich als junges Mädchen sehr bewegt und geprägt.


Masters of War

Come you masters of war
You that build the big guns
You that build the death planes
You that build all the bombs
You that hide behind walls
You that hide behind desks
I just want you to know
I can see through your masks

You that never done nothin'
But build to destroy
You play with my world
Like it's your little toy
You put a gun in my hand
And you hide from my eyes
And you turn and run farther
When the fast bullets fly

Like Judas of old
You lie and deceive
A world war can be won
You want me to believe
But I see through your eyes
And I see through your brain
Like I see through the water
That runs down my drain

You fasten all the triggers
For the others to fire
Then you set back and watch
When the death count gets higher
You hide in your mansion
As young people's blood
Flows out of their bodies
And is buried in the mud

You've thrown the worst fear
That can ever be hurled
Fear to bring children
Into the world
For threatening my baby
Unborn and unnamed
You ain't worth the blood
That runs in your veins

How much do I know
To talk out of turn
You might say that I'm young
You might say I'm unlearned
But there's one thing I know
Though I'm younger than you
Even Jesus would never
Forgive what you do

Let me ask you one question
Is your money that good
Will it buy you forgiveness
Do you think that it could
I think you will find
When your death takes its toll
All the money you made
Will never buy back your soul

And I hope that you die
And your death'll come soon
I will follow your casket
In the pale afternoon
And I'll watch while you're lowered
Down to your deathbed
And I'll stand over your grave
'Til I'm sure that you're dead

von Bob Dylan, 1963


Diesmal politisch nachdenklich und mit meiner ganz persönlichen Sicht auf eine viel diskutierte Zeit grüße ich Sie und wünsche mir immer noch und immer wieder:

Make Peace, not War!

Gedankensplitter Ostern 2008

Alle Jahre wieder ...

oder besser gesagt: alle Frühjahre wieder... gibt es bei Aldi, Tchibo und Co. kurz vor Ostern Nordic Walking Stöcke im Angebot: Bei Aldi für 15,99 €, bei Tchibo kosten sie derzeit 13,99 €.

Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen, also, ich meine, dass Menschen dadurch vielleicht animiert werden, sich (wieder) zu bewegen. Trotzdem möchte ich einiges Grundsätzliche dazu anmerken. Denn ich bin Nordic Walking Instruktorin und biete ab demnächst wieder verschiedene Kurse an.

Nordic Walking: ja – aber richtig, und dann läuft´s – mit den richtigen Stöcken!

Der heutige Gedankensplitter dreht sich also um Nordic Walking.

Dreh- und Angelpunkt beim Nordic Walking (NW) sind nun mal die Stöcke. Sonst könnte ich ja auch walken (kräftig gehen), joggen (laufen), wandern oder spazieren gehen, alles ohne Stöcke und auch völlig in Ordnung.

Nehme ich aber die Stöcke in die Hand, erweitere ich das „normale“ Walken um den Arm- und Oberkörpereinsatz und erziele damit zusätzliche Effekte:

  • Ganzkörpertraining im Fatburner-Bereich, also Gewicht reduzierend
  • Schonende Bewegung der Gelenke
  • Sanfte, aber auch dynamische Bewegung
  • Kreislauf anregende Bewegung und vor allem
  • Leicht zu erlernende Bewegung in jedem Alter
Um es vorweg zu sagen: Gute NW-Stöcke sind nicht unter 50 € bis 60 € zu haben (oft Sonderangebote), richtig gute Stöcke kosten sogar bis zu 120 €. Und das hat seinen Grund. Entscheidend sind die Schlaufen und das Gesamtgewicht der Stöcke. Die Schlaufen müssen leicht zu handhaben sein und sicher am Handgelenk sitzen. Gute Stöcke sind aufgrund des hochwertigen Materials sehr leicht. Das Ganze kriegt man nicht für 13,99 € oder 15,99 €: in dieser Preisklasse geht’s immer zu Lasten des Schlaufensystems und des Gewichtes!

Ich will und kann keine Werbung machen für irgendeine Marke. Wen es interessiert, der kann in einem guten Sportfachgeschäft alles über die richtigen Stöcke (auch die passende Stocklänge) erfahren und ist dort (meistens) gut beraten. Bei Bedarf helfe auch ich gerne weiter: ein Anruf genügt.

Auf jeden Fall rate ich von Teleskopstöcken ab. Sie sind viel zu schwer und instabil, egal von welcher Firma.

Orientierungshilfen beim Kauf von NW-Stöcken
  • Material: möglichst 100 % Karbon, weil leicht
  • Länge: je nach Körpergröße (erhältlich von 105 cm bis 125 cm)
  • Schlaufe: möglichst mit „Daumeneingriff“ und verstellbar; muss nicht abnehmbar sein!
  • Gewicht: möglichst leicht (vergleichen Sie einfach mal mehrere Produkte), je leichter, desto besser
  • Stockspitze: aus Stahl, weil stabiler; möglichst sogar abgeschrägt
  • Verbrauchs- bzw. Verschleißmaterial wie Schlaufe, Asphaltpads, Schlaufenbefestigung (meist ein kleiner Keil) sollten mühelos nachzukaufen sein (ist bei den Discountern oft nicht möglich)
Gute Stöcke sind die Basis beim Nordic Walking, sparen kann man bei den Klamotten, auch reichen fürs Erste die leichten Wander- bzw. Trekkingschuhe oder auch die alten Laufschuhe. Bequeme Schuhe hat jeder im Schrank.

Umgekehrt: Spare ich bei den Stöcken, mit dem Argument, es erst mal auszuprobieren, dann können schlechte Stöcke evtl. den Spaß verderben.

Exkurs: So empfehle ich auch Laufanfängern, nicht an einem guten Laufschuh zu sparen, weil man sonst evtl. Fuß- oder Kniebeschwerden bekommt, deretwegen man wieder aufhört zu laufen / joggen! Die Investition in einen guten Laufschuh(ca. 120 € aufwärts) lohnt sich aber in jedem Fall.

Außerdem empfehle ich natürlich einen Nordic Walking Kurs zu machen, um die Grundtechniken richtig zu erlernen. Mir tut es immer in der Seele weh, wenn ich die (leider noch zu) vielen Leute nordic walken sehe, die das Vorurteil bestätigen, das es dagegen gibt: Stöcke durch die Gegend tragen. Schade.

Diese möchte ich immer am liebsten anhalten und einladen, einen Kurs bei mir zu machen. Damit es nicht zu „dämlich“ aussieht, wer da am „Stock“ geht...

Naja, und so hoffe auch ich „Alle Jahre wieder“ auf großen Zulauf für meine Nordic Walking Kurse und wünsche Ihnen in diesem Sinne:
Frohe Ostern, einen schönen Frühling und jede Menge Leben!

Gedankensplitter zum Neuen Jahr 2008

Bevor die ersten Tage und Wochen im neuen Jahr vorbei sind, wünsche ich Ihnen allen nachträglich alles Gute und hoffe, dass sich Ihre Erwartungen und/oder Vorsätze für das Jahr 2008 erfüllen werden.

Hiobsbotschaften zum und im neuen Jahr gibt es reichlich, so dass ich mich hier und da wieder an einigen Problempunkten reiben möchte. Wie gehabt in Form von Fragen, Zweifeln, Behauptungen und natürlich immer auch mit einem Augenzwinkern. Bei vielem kann man ja echt nur sagen:

Es ist wie es ist! Manches ist gut so, manches ist Mist!

Wir haben ja auch schon unser erstes Gesundheitsthema fürs Jahr: die erste „Nationale Verzehrstudie“ von Seehofer. Demnach sind jede zweite Frau und 2/3 der Männer in Deutschland übergewichtig. Der höchste Prozentsatz Dicker kommt aus ärmeren Verhältnissen.

Ich wage eine Prognose, wie es weiter geht: Man wird als „Hauptschuldigen“ wiederholt das Fett verantwortlich machen, und hier insbesondere die sog. Transfette. Transfette entstehen bei der industriellen Herstellung und sog. Härtung von Pflanzenölen und anderen Fetten. Der Vorteil für die Industrie: sie sind länger haltbar und damit besser verwertbar als die „Ursprungsfette“.

Transfette: ein lukratives Geschäft

Transfette kommen insbesondere in Margarine vor und finden sich praktisch in allen Fertigprodukten von der Tiefkühlkost über Backwaren, Schokolade, Chips & Snacks, Fast Food Produkten wie Pommes und Burger bei McDonalds & Co. Für den Verbraucher heute schon erkennbar sind die Transfette an der Bezeichnung „z.T. gehärtet“ oder „gehärtet“. Nur weiß das eben (fast) keiner.

Transfette sind die Hauptursache für Übergewicht und Folgeprobleme wie koronare Herzerkrankungen (Arteriosklerose und Herzinfarkt). Außerdem erhöhen sie das sog. schlechte Cholesterin (LDL) und senken das gute (HDL) Cholesterin im Blut.

In USA gibt es bereits eine Kampagne gegen die Transfette. In New York z.B. gilt seit letztem Jahr ein Gesetz, wonach die Fast Food Ketten keine Transfette mehr benutzen dürfen, z.B. für die Herstellung von Pommes Frites. Außerdem müssen die Inhaltsstoffe deklariert werden. Das sieht dann auf der Verpackung ungefähr so aus: „Transfette = 0,00g“.

Nun wird bereits beobachtet, dass viele Amerikaner die „alten“ gewohnten XXL Angebote einfach weiter verzehren in der Annahme, da sei kein Fett mehr drin. Denn: Wo draufsteht „Transfette = 0,00g“, da denkt der Amerikaner, ist wohl gar kein Fett drin. Aus Unwissenheit darüber, was Transfette überhaupt sind (sie kennen den Unterschied zwischen „guten“ Fetten und den „schlechten“ Transfetten gar nicht), machen sie weiter wie bisher.

Ich gehe davon aus, dass es bei uns in Deutschland auch bald eine Kampagne gegen die Transfette geben wird. Das an sich ist nicht falsch, denn diese Fette sind tatsächlich gefährlich für den Stoffwechsel, weil nicht natürlich und in ihren Eigenschaften verändert.

Aber es wird wieder nur eine Kampagne sein, die den Leuten etwas suggeriert, was so nicht funktionieren kann.

Auch hierzulande müsste erst mal erklärt werden, worum es geht. Ob das bei den Menschen, um die es wirklich geht, ankommt, wage ich zu bezweifeln.

Armut und Übergewicht

Dagegen wird man über den Zusammenhang zwischen Armut und Übergewicht noch öfters nicht nur nachdenken, sondern auch diskutieren müssen, will man ernsthaft und grundsätzlich was ändern. Dick = arm oder arm = dick. Ist das so und wenn ja, warum?

2,7 Mio. Kinder in Deutschland leben an der Armutsgrenze, immer mehr Menschen, also auch die Eltern dieser Kinder, können von ihrer Arbeit nicht leben und müssen beim Staat zusätzlich „betteln“ gehen oder sich für einen Hungerlohn (darf man das so sagen in einem der reichsten Länder der Welt?) verdingen und entmündigen lassen.

Ich glaube, es ist für ganz viele eine Grenze erreicht, wo sie sich betrogen und belogen fühlen von Politikern und Wirtschaftsvorständen. Und ganz schlimm ist für viele das Gefühl, eh nichts verändern zu können. Motto: Die da oben, wir da unten.

Psychologisch gesehen (und das wiegt oft mehr als der materielle Aspekt) fühlen sich viele Menschen nicht gebraucht, weggeworfen in einer Gesellschaft, wo jeder sich selbst der nächste ist.

Wenn sich Menschen nicht mehr anerkannt fühlen und ihre Fähigkeiten brach liegen, wird es zunehmend kalt und ungemütlich. Dann sucht man Trost im Essen, egal, was es ist, Ablenkung bei den Dschungelcamps und isst Chips, während der Bauer die Bäuerin sucht.

Ich glaube, solchen Menschen ist es zunehmend egal, wie sie aussehen, ob sie sich gesund ernähren, Hauptsache, es ist billig und schnell. Weil sie beruflich keine Verantwortung mehr haben, sie keiner mehr haben will, geben sie sich immer mehr auf und die Verantwortung für sich ab.

Aber ich will auch eine etwas positivere Prognose wagen: Es gibt natürlich immer mehr Menschen, die nicht (mehr) auf die Lügen(Kampagnen) derer „da oben“ reinfallen, sondern ihre Interessen selbst in die Hand nehmen, sich besser informieren und selbst bestimmt leben wollen.

Zum Abschluss habe ich etwas gefunden, worüber man immer mal wieder nachdenken sollte:

„Obwohl zum Innehalten die Zeit nicht ist, wird einmal keine Zeit mehr sein, wenn man jetzt nicht innehält.“

In diesem Sinne: eine gute Zeit, genießen Sie die länger werdenden Tage und die bereits sprießende Natur (die ersten Schneeglöckchen sind schon da!), bis zum nächsten Mal!


Ältere Gedankensplitter sind im Archiv zu finden.

Link zur Startseite: Claudia Gabrian, Gesundheitsmanagement (www.gesundheitsmanagement-gabrian.de)
Nordic Walking
Gedankensplitter
LebenMalen - Bilder von Claudia Gabrian